Kurzbericht über die Lage in Infanta
am 21. Januar 2005.
Viele Leute in Infanta sind krank. Sie haben Erkältungskrankheiten,
Lungenentzündung, Durchfallerkrankungen. Manche Leute haben Phobien. Dazu
gehört die Bürgermeisterin, die mehrere Angehörige verloren hat und bei
Regenfällen manchmal Evakuierungen anordnet. Sie ist kaum noch handlungsfähig.
Auch der dreijährige Neffe von Dada leidet unter
Angstzuständen, wacht nachts auf und schreit „Wasser“.
Die Regierung leistet
kaum wirksame Hilfe, nicht einmal die Stromversorgung ist wieder hergestellt.
Hilfe kommt durch Privatleute, Verwandte von Einwohnern und von
Nichtregierungsorganisationen, aber auch vom ehemaligen Präsidenten Estrada. Man sagt, Präsidentin Arroyo
habe kein Interesse an der Region, weil sie bei der Präsidentenwahl im
vergangenen Mai mehrheitlich ihren Konkurrenten Fernando Poe, den kürzlich
verstorbenen Freund Estradas, gewählt haben. Es fehlt
nach wie vor an schwerem Räumgerät, nur wenige Laster und Bagger sind im
Einsatz. Der Schlamm liegt an vielen Stellen immer noch meterhoch, viele
Bereiche sind weiterhin nur zu Fuß begehbar. Die angeschwemmten Baumstämme
wurden von einfallsreichen Filipinos schon teilweise zu Holzkohle verarbeitet.
Die Aufräumarbeiten werden durch Dauerregen behindert, überall steht Nässe. Die
Menschen können nur in Gummistiefeln durch die Straßen gehen. Zum Glück sind
die Zugangsstraßen frei geräumt, so dass Hilfsgüter die Stadt auf direktem Weg
erreichen können und die Preise für Lebensmittel sich stabilisiert haben.
Allerdings haben die
Menschen ihre Einkommensquellen verloren. Bis jetzt werden viele für
Aufräumarbeiten bezahlt, mit 150 Pesos pro Tag. Das ist das Existenzminimum für
die philippinische Durchschnittsfamilie von sechs Personen. An Wiederaufleben
des Tourismus ist nicht zu denken. Die meisten Menschen sind Farmer und haben
vom Reisanbau gelebt. Aber auf dem Schlamm, der auf den Feldern liegt, kann
Reis nicht angebaut werden. Dada hat eine
Bodenanalyse durchführen lassen. Das Ergebnis war, dass der Boden sich zum
Gemüseanbau eignen würde. Aber die Farmer haben keine Erfahrungen damit,
außerdem haben sie kein Saatgut, keine landwirtschaftlichen Geräte und keinen
Dünger. Für einen Anbau kämen Okra, Eierpflanzen,
Chili, Bohnen und Rettich in Frage. Dada hat Überlegungen
und Vorstudien angestellt, von vorneherein mit einem organischen Biolandbau zu
beginnen, mit Ertragssteigerung durch Einsatz von Kompost, erzeugt durch
Kompostwürmer, und durch Verwendung von Dung aus der Tierhaltung, und die
Abhängigkeit von Pestiziden und Düngemitteln damit zu vermeiden. Dieser Beginn
bedarf aber einer Förderung.
Bisher hat Aktion
Wasserbüffel Direkthilfe von Trinkwasser, Nahrung, Medikamenten und Kleidung in
sechs ausgewählten Barangays (Gemeinden) geleistet. Die
Hilfe kam vor allem den Menschen zugute, die keine Hilfe von Verwandten oder
anderen Organisationen zu erwarten haben und die weit entfernt von den
Zugangsstraßen wohnen. Koordiniert wurde diese Hilfeleistung durch ausgewählte der
Projektpartnerin Dada persönlich bekannte
Vertrauenspersonen in den Barangays.
Die nächste notwendige Stufe der Hilfe wäre der Beginn der Gemüselandwirtschaft,
die schon in sechs bis acht Wochen erste Erträge liefern könnte. Aktion
Wasserbüffel hat bereits erste Finanzhilfe für Saatgut gegeben. Aber Geräte und
eine Ausbildung der Farmer im Gemüseanbau sind dringend erforderlich.
Unbedingt nötig – aber
nicht als Hilfeleistung von Aktion Wasserbüffel geplant - ist der Wiederaufbau der Häuser und
Wohnungen. Die Menschen brauchen dringend ein trockenes Dach über dem Kopf.
Dieser Wiederaufbau geschieht zurzeit in Nachbarschaftshilfe in Eigenleistung,
soweit die Baumaterialien verfügbar sind oder durch andere Organisationen oder
staatliche Stellen zur Verfügung gestellt werden.
Durch Aktion Wasserbüffel
wurden allerdings zur Erleichterung der Aufräumarbeiten Schaufeln und Hämmer
sowie Nägel den ausgewählten Gemeinden zur Verfügung gestellt. Sie waren
Gemeineigentum und konnten von den betroffenen Familien zum Reinigen und
Reparieren der Häuser jeweils ausgeliehen werden.
Ein weiteres Problem ist, dass fast alle
öffentlichen Gebäude, darunter Schulen und Kindergärten zerstört sind. Langsam
beginnt provisorisch in verschiedenen Stadtteilen wieder der Schulunterricht in
notdürftig reparierten Schulräumen.