Bericht über die Hilfsaktion der Aktion Wasserbüffel e.V. für die Opfer des Taifuns Winnie in der Stadt Infanta in der Provinz Quezon, Philippinen

15. Januar 2005

(Maria Criselda Ritual-Penaverde)

 

I. Einleitung

Das tragische Unglück, das am 29. November des vorigen Jahres durch den Taifun Winnie über meine Heimatstadt Infanta hereinbrach, hinterließ mehr als 3000 Tote und über 1000 Tote. Aus unserer direkten Familie starben mein Großonkel väterlicherseits, seine Frau, Tochter und sieben Enkel. Eine meiner Tanten ertrank und vier Nichten meiner Großmutter väterlicherseits starben. Keine der Leichen wurde gefunden.

 

Dr. Jochen Range und Frau Helga Range aus Jülich in Deutschland von Aktion Wasserbüffel e.V. regten dieses Projekt einer Hilfe für Taifunopfer an. Sie fragten mich, ob ich das Projekt.  leiten oder jemand Vertrauenswürdigen dafür vorschlagen könnte. Mit tiefer Dankbarkeit und der Bereitschaft, meinen Verwandten und meinen Mitbürgern in Infanta zu helfen,  entschloss ich mich die  großzügig angebotene Hilfe anzunehmen.

 

Die  Telefonleitungen waren zerstört, die Straßen waren nicht passierbar, und die Stadt konnte nur über das Meer erreicht werden. Aber die See ist sehr rau in dieser Jahreszeit wegen des Nordostwindes. Mit Mut und Beharrlichkeit gelang es meinem Ehemann und meinem Bruder, nach Infanta über eine Entfernung von 45 Kilometern vorzudringen, um unseren Verwandten Essen und Wasser zu bringen.

 

Mit der ersten Spende von Aktion Wasserbüffel kauften wir Güter für unsere darauf folgende Hilfsaktion. Um drei Uhr morgens am 12. Dezember brachen wir nach Infanta auf. Es war ein tränenreiches Wiedersehen mit meiner Mutter, die ihr Haus bei dem Unglück verloren hatte, und mit meinen drei Brüdern und ihren Familien. Als ich das Ausmaß der Verwüstung gesehen hatte, führte ich ein Gespräch mit meinem Bruder, der auch für eine Nichtregierungsorganisation arbeitet, die Taifunopfer in der Provinz Nueva Ecija unterstützt. Da ihr Stab aus Infanta stammt, beschloss sie, auch dort zu helfen. Gespräche mit anderen Freunden in weiteren Nichtregierungsorganisationen (Wise ACT, NBRSL und ELF) führten zu dem Ergebnis, dass wir unsere Möglichkeiten bündelten und gemeinsam die zweite Hilfsaktion durchführten. Aus 36 betroffenen Stadtteilen wählten wir sechs aus. Wir suchten auf Anregung von Aktion Wasserbüffel diejenigen aus, in denen unsere Verwandten wohnen, weil wir uns dort am besten auskennen, sowie einige weitere besonders stark geschädigte.

Anfänglich diskutierten wir die Möglichkeiten eines Wiederaufbaus und einer Rehabilitation. Aber dazu benötigt man große Anstrengungen und Hilfsmittel.

 

II. Die Durchführung

Bei der Aktion vom 12. bis 14. Dezember  wählten wir Schlüsselpersonen für jeden Ortsteil aus, die uns bei der nächsten Hilfsaktion helfen sollten. Inzwischen funktionierten auch die Telefone wieder, so dass wir Prepaid Telefonkarten der Globe Gesellschaft kauften, um direkten Kontakt mit den Schlüsselpersonen zu halten.

Unser Hilfsziel war es, 2000 Taschen mit lebenswichtigen Gütern in den am meisten betroffenen Stadtteilen zu verteilen. Wir nannten die Aktion “OPERATION KADAMAY”. Das bedeutet Solidarität mit den Opfern.

Mein Ehemann Arnold und meine Brüder Joey and Ranel sind Schlüsselpersonen bei dieser Hilfsaktion. Mein Bruder Ranel von der Organisation MODE und seine Bürokollegen machten die Einkäufe, ich persönlich leite die ganze Operation. 

Wir waren in der Lage, zwei Lastwagen voller Güter nach Infanta zu bringen. Es gab keinen großen Platz in der Stadt, weil sie immer noch von einer Schlammschicht bedeckt ist. Also verhandelten wir mit dem Leiter der örtlichen Nationalen Lebensmittelbehörde. Er erlaubte uns, einen Teil des Lagerhauses zu benutzen, um unsere Hilfsgüter zu lagern und zu verteilen.

 

III. Die Hilfeempfänger

 

a. Erste unterstützte Hilfsaktion (Dezember 12-14, 2004)

Siedlung Bantilan – Dort leben meine Mutter und meine drei Brüder mit ihren Familien. Die Bevölkerung beträgt etwa 2000 Personen. Siebzig Prozent der Familien verloren dort ihre Häuser. Wir verteilten dort 26 Taschen mit Hilfsgütern.

Gemeinde Lual – Dort leben die Eltern meines Ehemannes Arnold sowie seine vier Brüder mit Familien. Die Bevölkerung beträgt etwa 250 Personen. Wir verteilten dort 36 Taschen mit Hilfsgütern.

Die Gemeinden Libjo, Boboin und Ilog – Dort leben etwa 3000 Menschen. Sechzig Prozent verloren ihre Häuser. Wir verteilten dort 16 Taschen mit Hilfsgütern.

 

b. Zweite unterstützte Hilfsaktion (Dezember 18-20, 2004)

Gemeinde Ilog – wir unterstützten dort 500 Familien, 200 mit völlig zerstörten Häusern, 300 mit teilweiser Zerstörung ihrer Häuser.

Siedlung Bantilan – wir unterstützten 610 Familien, 300 mit völlig zerstörten Häusern, 310 mit teilweiser Zerstörung ihrer Häuser.

Gemeinde Lual – wir unterstützten 220 Familien, 20 mit völlig zerstörten Häusern, 200 mit teilweiser Zerstörung ihrer Häuser.

Gemeinde Libjo – wir unterstützten 270 Familien, 95 mit völlig zerstörten Häusern, 175  mit teilweiser Zerstörung ihrer Häuser.

Gemeinde Boboin – wir unterstützten 290 Familien, 55 mit völlig zerstörten Häusern, 235  mit teilweiser Zerstörung ihrer Häuser.

Gemeinde Pinaglapatan – wir unterstützten 10 Familien von Verwandten

 

Die Taschen mit Hilfsgütern bestand aus vier Kilo Reis, zwei Kilo Trockenfisch, Taschenlampen, Batterien, Nudeln, Decken und Kochutensilien. Jede Gemeinde außer  Pinaglapatan erhielt außerdem 10 Schaufeln, 20 Hämmer und sechs Kästen mit Nägeln. Sie waren Gemeineigentum und konnten von den betroffenen Familien zum Reinigen und Reparieren der Häuser jeweils ausgeliehen werden.

 

IV. Finanzbericht

a. Erste Geldüberweisung von Aktion Wasserbüffel US$ 1.287,00 entsprechend Php 71.428,50

b. Zweite Geldüberweisung US$ 2.647,00 entsprechend  Php 146.908,50

Gesamtbetrag Php 218.337,00

c. Ausgaben

c.1 Nahrung und Trinkwasser Php128.486,85

c.2 Medizin und andere Güter Php 80.768,70

Gesamt Php 209.255,55

 

 Verblebender Restbetrag Php 9.081,45

 

V. Überlegungen

Einen Monat nach dem tragischen Unglück ist Infanta in Vergessenheit geraten. In den ersten vier Wochen gab es viele Hilfsgüter und die Menschen versuchten sich einzudecken mit dem, was Gruppen und Einzelpersonen an Hilfe brachten.

Wichtig aber ist jetzt der Wiederaufbau und die Rehabilitation. Es müssen alternative Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden, weil die Menschen sonst an Hunger und Krankheiten sterben. Zum Beispiel sind Ernten auf den verschlammten Reisfeldern lange Zeit nicht möglich. Einige Bewohner haben Verwandte in anderen Provinzen oder in Manila und verlassen Infanta, weil sie dort ihren Lebensunterhalt nicht mehr sichern können. Aber was ist mit den Menschen, die nirgendwo hingehen können. Es ist ein Jammer mit ihnen. Die Regierung hat Millionen Hilfsgelder füre die Opfer erhalten, aber sie kamen nicht alle bei den Opfern an. Und jetzt kommt gar nichts mehr. Was wir nicht verstehen, ist, warum unsere Regierung medizinische Hilfsmissionen nach Indonesien und in andere Teile Südasiens schickt, während viele Menschen in Quezon krank werden und ohne medizinische Versorgung bleiben. Wir müssen jetzt zurück zu unseren Anfängen und wurzeln gehen und von dort her vorwärts blicken, die Opfer und die Überlebenden der Flut, und hart arbeiten, um unsere Heimatstadt materiell und geistig wieder herzustellen.